Gedanken zum Nach.denken von Alfred Dietmaier, pens. Arzt und Pfarrgemeinderat

Unlängst musste ich abends zehn Minuten auf die Straßenbahn warten…
Ich bin dort nicht der Einzige, auch andere wollen nach Hause. 10 Minuten Geduld. Wiederholte Blicke aufs Handy, auf den vorbeirauschenden Verkehr. Mein Kopf ist voll vom Tag: wen habe ich getroffen, mit wem telefoniert, dann diese Diskussion. Was steht morgen an?
Noch 8 Minuten….
Ich wollte dich heute anrufen. WhatsApp- Nachrichten muss ich beantworten. Vergessen. Unser Mittagstermin ist noch offen. Deiner Mutter geht es nicht gut. Immer wieder muss ich an sie und deine Sorge denken. Heute kein Telefonat mehr. Zu Hause wartet noch einiges auf mich.
Noch 5 Minuten…
Ehrlich gesagt finde ich doch immer wieder kleine Zeitlücken. In der Straßenbahn gleich Kalenderkontrolle. Gottseidank ist heute alles gut gelaufen. Plötzlich fallen mir meine verstorbenen Großeltern ein. Herr, gib Ihnen die ewige Ruhe- und auch denen, für die niemand betet. Der Wind ist jetzt unangenehm.
Noch 2 Minuten….
Nachrichten am Handy: schwerer Verkehrsunfall mit Toten. Die Angehörigen tun mir leid. Als Schutzengel-Fan: bitte tut was für alle dort Beteiligten-subito. Morgen unbedingt den Zahnarzttermin vereinbaren.
Die Straßenbahn kommt schon …
Was mir in den letzten zehn Minuten alles durch den Kopf ging. Bitte und Danke geht immer. Oh my God- du kennst mich. Gratias! Der Tag war gut. Schnell noch ein SMS: komme gleich.
Wie war’s bei dir?