
Seid heilig, denn ich bin heilig (1. Pet 1,15-16).
Diese Aufforderung gilt uns allen, weil Gott uns alle auserwählt und berufen hat. Diese unsere Auserwählung und Berufung haben auch klare Folgen für unser tägliches Leben. Der Gott, der uns berufen hat, ist ein heiliger Gott, ein „verzehrendes Feuer“, vom Bösen völlig getrennt. Er ist heilig. Wenn dieser Gott uns beruft, entspricht der Ruf immer diesem heiligen Charakter. Das bedeutet, dass wir durch seinen Heiligen Geist für Gott abgesondert sind. Der Stellung nach sind wir alle „Heilige“. Dieser Stellung entsprechend sollen wir nun leben.
Wenn Gott heilig ist und uns mit heiligem Ruf gerufen hat, kann die Schlussfolgerung nur lauten, dass wir heilig leben sollen. Das ist keine Bitte und kein Wunsch, sondern eine klare Aufgabe.
Heilige Menschen zeigen in ihrem Leben, was sie sind und wem sie gehören. „Heilig zu sein“ hat nichts mit Askese oder sonstigem „sonderbarem“ Verhalten zu tun. Es bedeutet vielmehr, dass wir unser Leben Gott zur Verfügung stellen, zu seiner Freude leben und uns folglich von dem trennen, was nicht mit Gottes Heiligkeit übereinstimmt.
Hier gemeint ist unser Leben mit all seinen Bereichen: Ehe, Familie, Beruf, Nachbarschaft … Kein Bereich ist ausgenommen. Wir leben immer vor den Augen des heiligen Gottes.
Dabei wollen wir nicht vergessen, dass Heiligkeit nicht nur eine negative Seite hat, indem wir uns von dem trennen, was nicht mit Gott übereinstimmt. Heiligkeit hat vor allem die positive Seite, dass wir zur Ehre und Freude Gottes leben. Jemand hat das am Bild eines Blumengartens illustriert: das eigentliche Ziel des Gärtners ist nicht, dass sein Garten unkrautfrei ist, sondern dass dort schöne Blumen wachsen. Das eine ist allerdings die Voraussetzung für das andere.
Noch einmal zu dieser Aufforderung. Es fällt auf, dass Gott nicht sagt: „Seid so heilig, wie ich heilig bin.“ Er sagt vielmehr: „Seid heilig, denn ich bin heilig.“ Kein Mensch wird – was die Praxis betrifft – je so heilig werden, wie Gott es ist. Dennoch bleibt seine Heiligkeit der Maßstab für unsere Heiligkeit, auch wenn wir weit dahinter zurückbleiben. Aber, und das dürfen wir nie aus den Augen verlieren: Gott hat uns seine heilige Natur und den Heiligen Geist gegeben. Somit sind wir bestens ausgestattet für ein Leben in Heiligkeit. Viele Menschen haben solche Heiligkeit erreicht. So feiern wir heute nicht nur die von der Kirche offiziell Heiliggesprochene, sondern alle Christinnen und Christen, die durch Gott heilig geworden sind.
Zu solchem Leben will uns das Allerheiligenfest motivieren. An diesem Tag beten wir in der Präfation:
„Denn heute schauen wir deine heilige Stadt, unsere Heimat … Dort loben dich auf ewig die verherrlichten Glieder der Kirche, unsere Brüder und Schwestern, die schon zur Vollendung gelangt sind. Dorthin pilgern auch wir im Glauben, ermutigt durch ihre Fürsprache und ihr Beispiel und gehen freudig dem Ziel der Verheißung entgegen.“
P. Kazimierz Starzyk
