HEUTE PRIESTER?

Beitrag von P. Lorenz Voith, erschienen in verschiedenen Medien Ende Juni 2023 – anl. der Priesterweihen in vielen Diözesen.

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Heute Priester?

Um den 29. Juni finden in vielen Diözesen Priesterweihen statt. Es ist ein Fest für die Diözesen wie auch für die Bevölkerung. Zugleich aber auch ein Anlass über den Mangel und den Dienst von Priestern in Österreich nachzudenken.

Die Priester (oder besser gesagt die Presbyter, die Vorsteher und „Ältesten“, oder auch die Patres in den Orden) bilden einen wesentlichen und unverzichtbaren Angelpunkt im Leben der Kirche. Doch wie geht es weiter, wenn wir zu wenig Berufungen zählen? Sollten die Zulassungsbedingungen erleichtert werden (z.B. Freigabe des Zölibats), würden sich dann wirklich mehr Kandidaten für diesen Weg zum Priester entscheiden?

In einer Broschüre las ich den Titel: „Priesterwerden – ein Weg für mich?“ Kann jemand einfach so Priester werden wollen, wie etwa Arzt, Tischler oder Lehrer? Ich denke, nein. Priester werden ist etwas anderes, als einen interessanten Job und eine Karriere anzustreben. Das Priesterwerden hat etwas mit „Berufung“ zu tun; mit einem „inneren Hören“ auf Gottes „Werben“ um einen Menschen. Und es ist immer wieder erstaunlich, dass auch heute – trotz vieler Gegenstimmen – junge, oder auch schon ältere Männer, bereit sind, sich diesem „Werben“ zu stellen. Aber leider viel zu wenige. Ab Herbst zählen wir vier Seminaristen für die Diözese Eisenstadt, zusammen mit den Seminaristen aus Wien und St. Pölten, werden es knapp 40 im gemeinsamen Ausbildungshaus in Wien sein; der Altersunterschied liegt zwischen 18 und 60 Jahren, vielfältig sind auch die Vorbildungen, …

Was sollten Priester heute mitbringen? Müssen sie Manager-Qualitäten haben, müssen sie gut predigen können, müssen sie überzeugte und beschlagene Theologen sein, müssen sie besonders „heilig“ sein, „Hochwürden“ im alten Sinne, oder was müssen sie noch beherrschen?

Ich denke, jede Zeit hat ihre Priester! Unsere Priester heute brauchen (im Sinne von Papst Franziskus) vor allem ein „gutes“ Herz und ein „waches Auge“ für die Menschen mit ihren Sorgen und Hoffnungen, sowie selbst ein geistliches Leben; diese Priester werden mit den Frauen und Männern in unterschiedlicher Form zusammenarbeiten wollen, diese begleiten und fördern; vor allem aber „etwas von Gott erzählen“. Damit sind sie immer auch Boten von Jesus Christus, trotz und neben allen eigenen Begrenzungen. Im Studium der Theologie, im Priesterseminar mit den vielen Ausbildungsschritten, in der geistlichen Begleitung, wird das „Hören“ auf Gottes Wort verstärkt und sensibel gemacht. Ein interessantes Abenteuer!

Zum Schluss: Brauchen wir nicht heute vermehrt „Kundschafter“, die mögliche Kandidaten für diesen Weg als Priester ansprechen und bestärken?

Pater Lorenz Voith CSsR, Bischofsvikar und Subregens im Gem. Priesterseminar der drei ostösterreichischen Seminare in Wien, sowie Rektor der Redemptoristen in Wien-Hernals (Marienpfarre)

lorenz.voith@martinus.at


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