Zur Geschichte: Eines Tages hängte in Neapel ein junger, angesehener Advokat, dem man eine große Karriere voraushatte, wegen eines ungerecht verlorenen Millionenprozesses seine Robe an den Nagel und verließ das Gerichtsparkett für immer:
Alfonso de Liguori (1696-1787). Er wurde ein Priester, der von seelsorgerischem Eifer brannte. In der gebirgigen Umgebung von Neapel gab es viele Hirten und arme Bauern, die soviel wie nichts über den christlichen Glauben wussten. Alfonso, der Aristokrat, machte sich zu ihrem Seelsorger. Durch seine blendende Beredsamkeit, seine volkstümliche Sprache und seine einnehmende Liebenswürdigkeit eroberte er sich die Herzen dieser Leute, denen niemand Aufmerksamkeit schenkte. Bald sah Alfons, dass er allein der Sache nicht gewachsen war. So suchte er sich Mitarbeiter, die sich wie er diesen Armen zur Verfügung stellten. Sie zogen in Gruppen von Priestern und Laienhelfern in die Dörfer der Gegend, wo sie einige Wochen blieben und „missionierten“. Sie verkündeten die fundamentalen Wahrheiten des christlichen Glaubens; sie drangen auf ein konsequent christliches Leben, gottverbunden und weltaufgeschlossen; sie gründeten Aktionsgruppen und Vereine, um dem neuerwachten christlichen Geist Weiterbestand zu sichern. Dann zogen sie weiter, um anderswo dasselbe zu tun.
Da die Arbeit der Priester viel Anerkennung fand, wurden sie auch in andere Teile Süd- und Mittelitaliens gerufen. Zweifellos wäre die Ordensgemeinschaft der „Redemptoristen“ (Erlösermissionare) eine italienische Angelegenheit geblieben, wäre nicht ein Mann aus dem Norden zu ihr gestoßen: der Österreicher Johannes Hofbauer aus Taßwitz in Südmähren. Als Einsiedler in Tivoli bei Rom erhielt er den Namen Clemens. Johannes Clemens Hofbauer (1751-1820) war aus ganz anderem Holz als Alfonso. Aus armen Verhältnissen stammend, war er zunächst Student in Wien. Enttäuscht vom Zeitgeist der
Aufklärung an der Wiener Universität zog er mit seinem Freund Hübl nach Rom, wo sich beide 1784 der Gemeinschaft der Redemptoristen anschlossen. Bald zu Priestern geweiht, wurden sie in die Heimat zurückgesandt. Aber das Kaiserreich Österreich unter Joseph II. und des sogenannten „Josephinismus“, hatten für die alten Orden nichts übrig und schon gar nichts für einen neuen. So zog Hofbauer weiter nach Warschau, wo er eine sehr intensive soziale und seelsorgerische Wirksamkeit an der deutschen Kirche St. Benno entfaltete und eine Reihe von Mitbrüdern und Mitarbeitern gewann. Durch napoleonischen Erlass aus Warschau wurden die Redemptoristen im Norden wieder heimatlos und wurden verboten. Hofbauer ging nach Wien, wo er als Hilfsgeistlicher in der Monoritenkirche und später als Kirchenrektor der Kirche St. Ursula ein neues Tätigkeitfeld fand.
Durch seine Predigten, durch seine Tätigkeit im Beichtstuhl, durch die Studentenseelsorge und die Betreuung der Kranken, wurde Klemens zu einem Inspirator und Mittelpunkt des neuerstehenden katholischen Glaubens in Wien und darüber hinaus in Österreich. „Durch ihn ist Österreich wieder katholisch geworden.“ (Hermann Bahr).
Allerdings war es ihm Zeit seines Lebens nicht vergönnt, irgendwo in Österreich, der Schweiz oder Deutschland seiner Ordensgemeinschaft eine bleibende Niederlassung zu verschaffen. Erst einige Tage nach seinem Tod gestattete der Kaiser die Zulassung der Gemeinschaft in Österreich und überließ ihr die Kirche „Maria am Gestade“ in Wien 1, Passauerplatz, in der sich heute das Grab des hl. Klemens befindet. Von Maria am Gestade aus wurde der Orden zu einem Welt-Orden mit vielen neuen Niederlassungen in den nächsten Jahrzehnten – bis nach Amerika. Der Nachfolger von Klemens als Generalvikar, P. Joseph Passerat, war – zusammen mit vielen Schülern des hl. Klemens- einer der Motoren für diese große Ausbreitung.
Zur Provinz Wien-München gehören knapp 90 Mitglieder in Häusern (Klöstern/Kollegien) in Süddeutschland und Österreich (Wien-Maria am Gestade, Wien-Hernals, Eggenburg, Attn.-Puchheim, Gars am Inn, München, Cham/Obpf., Würzburg, Schönenberg/Ellwangen). Die Zusammenlegung der Provinz aus Österreich und Süddeutschland erfolgte 2015.
Heute ist die Kongregation der Redemptoristen in 82 Ländern weltweit tätig; ihr gehören über 5000 Mitglieder an. Besonders in Ländern Asiens und Afrikas wächst die Kongregation stark. In Rom ist der Sitz des Generalates und der moraltheologischen Hochschule ACCADEMIA ALFONSIANA.
Siehe: www.cssr.news