Impulsgedanken von Alfred Dietmaier, pens. Arzt und Pfarrgemeinderat.
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Im Lukasevangelium (5, 15-16) lesen wir: Sie alle wollten ihn hören und von ihren Krankheiten geheilt werden. Doch er zog sich an einen einsamen Ort zurück, um zu beten. Jesus war gefragt. Er kümmerte sich um die Menschen, die ihn aufsuchten. Aber er achtete darauf, ausreichend Zeit für den Kontakt mit seinem Vater zu haben- um zu beten. Oft geschah das nachts. Damals, so stelle ich mir vor, ging das einfacher, sich irgendwohin zurückzuziehen. Heute scheint das Beten für uns bei den vielen Anforderungen, bei der Leistungskontrolle und Terminplanung viel schwieriger geworden zu sein.
Madeleine Delbrel hat eine treffende Formulierung zum heutigen Beten gefunden: „Wie der elektrische Strom den Leitungen entlangläuft, so folge dieses Beten den Abschnitten unseres Tages, belebe seine Handlungen, füllt seine Hohlräume aus. Das Beten lebt da, wo wir sind, es ist in den Werkstätten, wo wir arbeiten, an dem Tisch, an dem wir schreiben, in unseren Häusern, auf unseren Straßen.“
Zur Verdeutlichung ergänze ich beispielhaft: auch bei der aufmerksamen Hausarbeit, bei der fürsorgenden Pflege von Angehörigen, am Weg zum Kindergarten oder beim Sport kann ich leicht einen Gedanke voll Dankbarkeit, Freude oder eine Bitte zu Maria, Jesus, zu unserem Schutzengel fassen. So entstehen Segensmomente. Beten kann auch ein zurückhaltendes Schweigen, das Ertragen von Ungerechtigkeit, ein verzeihendes Wort oder unsere geduldiges Warten sein – im geistigen Blick auf den leidenden Jesus.
Dafür braucht es weder eine Kirche, noch ein Gebetbuch. Jesus ist immer bei uns und hört uns. Er inspiriert uns bei allem, was wir tun. Also, beten- ja, immer wieder mein Thema!