KARFREITAG

Ein Impuls zum Karfreitag und der Frage nach dem Kreuz – von Pater Lorenz Voith


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Wenige Monate vor dem Tod von Papst Benedikt XVI. / Josef Ratzinger – gab er noch Antworten in einem Interview. Eine Frage an ihn lautete: „Haben sie Angst vor dem Tod?“ Er meinte dazu: „Nein, Angst vor dem Tod habe ich keine, aber eher an die Zeit vorher“.

Ein wichtiges Wort. Der Tod kann viele Gesichter haben. Wie wird unser Karfreitag sein? Ein Tod in den eigenen vier Wänden, im Krankenhaus, Pflegeheim. Ein Tod unterwegs auf der Straße, bei einer Reise. Der Tod bei einer Naturkatastrophe, oder während eines Krieges. Der Tod als Unrecht Verurteilter.

Eine Zeit des Karfreitags.

Memento mori- Bedenke, dass du sterblich bist.

Heute bedenken wir den Karfreitag des Sohnes Gottes.

Sein Glaube an das Weiterleben in den Armen seines Vaters war ihm wohl tief bewusst und tragend. Und doch: Misshandelt, gefoltert, verurteilt. Am Kreuz ausgestreckt. Er stirbt wie ein Verbrecher. Brutal. Sein Tod war wohl eine Erlösung.

Aber das vorher. Wie können Menschen brutal sein. Damals wie heute. Karfreitage – leider immer noch. Schlimm.

Karfreitag: Wir schauen als Christen auf das Kreuz Jesu.

Es ist im Mittelpunkt. Die Fragen, warum Jesus so gehen musste, versuchen wir als Theologen und Geistliche zu klären.

Es bleiben aber Fragen offen. Jesus am Kreuz. Nimmt er nicht alle diese Tode mit hinein, die schmerzvoll, ungerecht, plötzlich, unvermittelt, passieren. Mitten unter uns.

Auch: nach einem Leben, dass unvollendet ist und war. Wo vieles offen blieb, unerfüllt. So manche Pläne blieben offen.

Auch die christlichen Ziele-nach Liebe, Güte, Barmherzigkeit, die uns tragen sollten, waren vielleicht nur halb vollendet.

Was bleibt?

Das ist eine Frage, die wir an Karfreitag stellen dürfen. Im Blick auf das Kreuz. Vielleicht können wir von Jeus lernen: Dass alles Leiden einen Sinn haben kann – auch wenn wir dies nicht erkennen. Vielleicht auch: dass wir manche Kreuze im Leben tragen müssen – auch wenn wir dies nicht verstehen. Auch die letzte Zeit vor dem eigenen Tod: diese Zeit ist für viele sehr oft: schwierig, mit Angst verbunden – wie bei Joseph Ratzinger/Benedikt XVI.

Dem Karfreitag folgt der Karsamstag.

Es ist die Stille. Es ist das große Fragezeichen. Es ist auch die manchmal gestellte Abwesenheit Gottes.

Hinter der Dunkelheit des Karfreitags leuchtet schon das Licht des Ostermorgens.

Wir können letztlich Karfreitag nur verstehen, nur deuten- vom Ostergeschehen aus. Das macht letztlich Mut, Hoffnung.

P. Lorenz Voith CSsR, gehalten bei der Trauermette im Dom zu Eisenstadt, 7. April 2023. Bild: katholisch.at

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