FRONLEICHNAM: „Das Brot des Lebens“

Predigt zur Feier des Fronleichnamsfestes in Hernals am 8. Juni 2023- von Kan. Pater Lorenz Voith CSsR

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Liebe Festgemeinde zu Fronleichnam!

Vor sieben Jahren hatte ich die Ehre oder den Auftrag – beim Fronleichnamsfest zu predigen. Hier an der Alszeile. Auf einem Podium-wir feierten draußen den Gottesdienst. Einige von Ihnen waren auch damals dabei.

Ich fragte damals wie heute: Glauben Sie allen Ernstes an dieses Fest? Glauben Sie, dass sich der unendliche Gott, Christus selbst, hier in diesem Stück Brot zeigt, uns nähert. Glauben Sie wirklich an seine reale Existenz hier. Auch heute. Bei der Wandlung, bei der Kommunion, in der Monstranz?
Oder haben Sie ihre Zweifel, …  Es ist wohl eher symbolisch, oder so ernst darf man das doch nicht nehmen. Denn: Wenn es wahr wäre, was ist: Es ist fast schon „unheimlich“. Gott selbst nähert sich uns. Nähern wir uns auch Gott?

Ein zweiter Blick:

Vor wenigen Wochen verstarb Weihbischof Helmut Krätzl im hohen Alter von 92 Jahren. Viele von Ihnen haben Bischof Krätz sicher oftmals erleben dürfen. Auch wir als Redemptoristen: Er war unser sog. „Hausbischof“. Einen Titel, den ich ihm damals gab – als Provinzial. Und er nahm ihn an. Wir holten ihn immer wieder zu Weihen, zu Jubiläen, zu Begräbnissen, zu anderen Feierlichkeiten. Und er kam. Wir waren ihm sehr dankbar dafür.

2016 besuchte bzw. visitierte Bischof Krätzl die Hernalser Pfarren und Einrichtungen. Einige von Ihnen erinnern sich noch an die Begegnungen. Wir hatten damals auch zahlreiche Flüchtlingsfamilien aus Syrien bei uns. Er war auch in den Schulen, Kindergärten, … bei Familiengruppen, Senioren, … bei den Gottesdiensten, …mit den Gremien, … Sein Visitationsbericht zeichnete ein gutes Zeugnis über den Eifer, die unterschiedlichen Schwerpunkte und die Vielfalt an Runden, Gruppen, Initiativen in en vier Pfarren. Es gibt diese wohl auch heute noch! Er meinte: „Was gemeinsam in Hernals gemacht werden kann, dass soll man gemeinsam tun- wie Fronleichnam, Firmung, Medien, Soziales, … Planungen, … Projekte, …“ Was jede Pfarre für sich gut machen kann, „soll auch dort weitergeführt werden. In der Kinderarbeit, Familien, im Caritativen, in der Kultur, … Da kommt auch die Ordensspiritualität durch; pflegt diese weiter; es ist ein Schatz!“

Wie geht es uns heute – auch hier in Hernals? Das erste Fronleichnamsfest nach der Pandemie? Wir sehen die Schwierigkeiten: Wir erkennen den leisen „Auszug“ aus der Kirche. Eine zugenommene Entfremdung. Unsere Kirche ist im Wandel. Viele leben neben uns, … nehmen unsere Einladungen nicht mehr an; lassen uns aber auch leben. Daneben ist die „verschämte Armut“ nicht weniger geworden, … wir sind gesucht!

Meine Einschätzung: Vieles wird noch ganz anders.  Vieles wird sich noch mehr verändern. Wir werden vielleicht „ärmer“, auch an Zahlen, …  Abe: Kirche ist nicht nur in den Gemeinden, Gemeinschaften, Pfarren und Diözesen erlebbar. Wir sind Teil einer Weltkirche; es gibt auch heute Aufbrüche, … neue Wege, … lassen wir es zu! Blicken wir auch immer über den Tellerrand der Kirche von Wien und Österreich hinaus; wir sind in einer Weltkirche; schauen wir auch auf die Zunahme an Kirchenmitgliedern und Gottesdiensteilnehmern mit Migrationshintergrund; sichtbar auch in Seelsorgern aus anderen Ländern und Kontinenten.

Noch ein wichtiges Wort zur Eucharistie. Beim Begräbnis von Bischof Krätzl formulierte Kardinal Schönborn ein „geistliches Zentrum“ von Bischof Krätzl, welches ihm ein Leben lang prägte und auch herausforderte. Nämlich die Mitte seiner Existenz als Priester und in der Kirche: Die Eucharistie.

Gerade heute an Fronleichnam steht diese im Mittelpunkt des Geschehens. Vielerorts wird dieser Tag mit einer Prozession durch die Straßen gestaltet. Mit dem Heiligen Brot in der Monstranz. Mit einem „Himmel“. Mit Musik, mit einem Gang inmitten der Gemeinden; auch wir haben dies hier in Hernals immer wieder gemacht. Außer bei Schlechtwetter. Heute bleiben wir in der Kirche. Dafür anschl. das große Bezirksfest, der Austausch, die Begegnung.

Eucharistie – Gedächtnis. Dankfeier. Fronleichnam steht in Verbindung mit dem Gründonnerstag. Fronleichnam wird an einem Donnerstag begangen, weil es im Gründonnerstag irgendwie grundgelegt ist. Gründonnerstag: dem Tag des letzten Abendmahls Jesu mit seinen Jüngern.  Bei diesem Mahl wurde das Sakrament der Eucharistie eingesetzt. Von Jesus Christus selbst.
Wir Katholiken glauben daran, dass sich hier im „Heiligen Brot“ Jesus Christus zeigt, ja anwesend ist. Dass wir ihm auch empfangen dürfen. Ja. Wir Katholiken stehen im Glauben und in der Ahnung, dass sich hier etwas auftut, dass wir letztlich nie begreifen werden können. Auch Heute: Wir dürfen dieses Brot verehren. Wir dürfen davon essen.  Nicht als Belohnung, weil wir so gut sind. Nein! Gott schenkt sich denen, die es annehmen.  Und wir sagen AMEN: So sei es!

Diesen Glauben hatte auch Bischof Helmut Krätzl. Er hat viel darüber nachgedacht, gepredigt und geschrieben. Diese Eucharistie war ihm Quelle und Mittelpunkt im Leben. Auch in Zeiten, wo er persönlich unter vielen Anfeindungen, Gegnerschaft, auch in der Kirche, litt.

Wir haben seit Herbst 2022 einen sog. „GLAUBENSWEG 22-23“ ausgeschrieben. Ein „missionarisches Jahr“. Viele Klein-Gruppen haben sich seit dem Herbst gebildet. Es wurde Themen des Glaubens, der Zweifel, der Überlieferungen des Glaubens, ausgesprochen. Die Rückmeldungen waren sehr positiv! Sogar besser als erwartet. Wir müssen wohl mehr neu lernen, uns über den Glauben auszutauschen! Jede Getaufte, jeder Getaufte ist dazu eingeladen und auch befähigt. Danke an alle Begleiter und Teilnehmer in den Gruppen! Viele Gruppen treffen sich weiter. Hier wächst etwas NEUES, davon bin ich überzeugt.

Der Glaubensweg geht weiter: Der „synodale Prozess“ muss weitergehen und sich nicht nur in Beratungen über Strukturen oder „Zulassungsbedingungen“ zu Weiheämter erschöpfen. Wir müssen uns überlegen: wie gestalten wir MORGEN unsere Kirche; was bedeutet mir persönlich der Glauben!

Danke auch an die Kinder, die sich mit Zeichnungen am Wettbewerb im Glaubensweg beteiligt haben! Danke auch an alle Religionslehrerinnen und Lehrer: Es waren über 100 Kinderzeichnungen. Heute findet anschließend die Prämierung der 15 besten Arbeiten statt. Thema: „Meine Kirche“! Großartig!

Ich wünsche uns, dass das Geheimnis dieses Festes uns stärkt! Wenn Gott mit uns ist, wer kann dann eigentlich gegen uns gewinnen? Möge uns die Mitte des Glaubens und Feierns immer wieder faszinieren.

Predigt: Manuskript; es gilt das gesprochene Wort. 8.6.2023-Sühnekirche/Alszeile, Hernals.

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