Am 1. August wird das Fest des Ordensgründers der Redemptoristen, Alfons von Liguori, gefeiert.
… Nachstehend die Predigt von P. Lorenz Voith zum Festtag – gehalten in der Marienkirche Hernals.
Viele von Ihnen kennen wohl die Gegend von Neapel. Traumhaft. Die Stadt in der Bucht. Ischia und Capri, die Inseln davor. Dann der große aktive Vulkan, der Vesuv. Rund herum Städte, bis zur Küste von Sorrent und Amalfi. Der Dichter Johann Wolfgang Goethe sagte über Neapel. So ist es überliefert: „Einmal sehen und dann sterben“.
In den 80-er Jahren des 18. Jahrhundert. Der Vesuv rauchte einmal wieder. Die Leute hatten Angst. Wird er wieder ausbrechen. Wie damals im 1. Jahrhundert. Viele Leute auch in Pagani, einer Stadt in der Ebene südwestlich von Neapel, beobachteten tagelang das Geschehen. Dann gingen sie zum Kloster der Redemptoristen in Pagani. Sie klopften an. Sie baten Alfons von Liguori, der schon zu Lebzeiten als Heiliger verehrt wurde, um Hilfe. Alfons war hochbetagt. Mit weit über 80 Jahren. „Bitte Bischof, Pater Alfons, beten Sie für uns. Segnen Sie den Berg. Damit er nicht ausbricht“. Alfons ließ sich mit dem Rollstuhl zu einem Fenster mit Blick auf den Vesuv bringen. Ja. Er betete und segnete. Tatsächlich: Der Berg beruhigte sich. „Il Santo“. Der Heilige, so die Leute, „hat ein Wunder vollbracht“.
Alfons von Liguori – ein Fest mitten im Sommer. So fällt es etwas aus dem Blickfeld vieler Katholiken, auch unserer Gemeindemitglieder, … Die Kirche feiert heute weltweit einen Kirchenlehrer, den Patron der Moraltheologie und der Beichtväter. Natürlich auch den Ordensgründer.
Wir Redemptoristen und alle, die sich mit uns verbunden fühlen, feiern unseren Ordensgründer. Am 31. Juli ist es der Gründer der Jesuiten, Ignatius von Loyola. Heute ist es der hl. Alfons de Liguori. Zwei große Kirchenmänner.
Wer war dieser Alfons? Viele von Ihnen wissen so einiges von ihm. Gerade in der dieser Kirche wurde wohl des Öfteren über ihn gesprochen und auch gepredigt.
Wir haben in unserer Kirche seit Anbeginn auch den Alfons-Altar – rechts von mir in der Seitenkapelle. Dargestellt ist er als Redemptorist, als Bischof, … gerade in der Zeit der Erbauung der Marienkirche war der heilige Alfons sehr berühmt – gerade in kirchlichen Kreisen. Er wurde vor 150 Jahren, 1871 zum Kirchenlehrer erhoben. Mit viel bitterem Beigeschmack. Es gab eine regelrechte aggressive Berichterstattung über diesen Heiligen. In den Medien in Österreich und Deutschland. Das zog sich noch weiter bis in die Nazi-Zeit. Seine Ansichten gerade im moraltheologischen Fragen wurden kritisiert. Gerade Alfons war aber einer der großen Heiligen des 18. Jahrhunderts, der die pastorale Milde predigte.
Wenn wir heute über die Barmherzigkeit – angestoßen von Papst Franziskus – neu unser Handeln überlegen, so wäre Alfons der große Fürsprecher dieses Zugangs zum Menschen, in all seinen Nöten, auch in den vielen nicht ganz den kirchlichen Gesetzen entsprechenden Lebenssituationen. Sei es bei den Widerverheirateten Geschiedenen, den Menschen mit anderen Lebensentwürfen, … „wie können wir hier mit den Steinen werfen – würde er wohl sagen“!
Wir alle kennen Verwandte, Bekannte aus unserer Mitte, wo vieles nicht so lief, wie es vielleicht gewünscht war. Wie reagieren wir darauf? Kommen wir mit der Moralkeule oder dogmatische Sätzen? Kommen wir mit Vorschriften, die das Ideal einfordern? Oder: Werden wir oft machtlos, auch gelassener, demütiger. „Gott weiß es oft besser“. Alfons in seinem Leben wählte eher diesen Weg. Ein Beispiel auch für uns.
Zur Erinnerung: Alfons wurde 1696 in Neapel geboren. Erster Sohn des Barons von Liguori. Er sollte die Familie weiterführen. Und so studierte er Rechtswissenschaft. Ziviles und kirchliches Recht. Ein kleines Wunderkind könnte man sagen. Mit Privatlehrern wurde er in der Musik unterrichtet, aber auch als Maler, als Rhetoriker. Und mit knapp 17 war er fertig mit dem Studium. Kaum zu glauben. Er wurde Anwalt und zugleich einer der großen Laienhelfer für Arme, für Gefangene,… in der damals drittgrößten Stadt Europas. Die weiteren Stationen sind bekannt. Mit knapp 27 Jahren änderte er sein Leben ganz radikal. Er studierte Theologie. Gegen den Willen des Vaters. Und er wurde Priester. Auch hier gegen den Willen des Vaters, der andere Wege mit seinem Sohn vorhatte. Er wurde Mitglied einer missionarischen Gemeinschaft,…
Alfons ging in die Gegenden südlich von Neapel. Dort fand er dann seine zweite Berufung. Er gründete unter Begleitung eines Bischofs eine neue Ordensgemeinschaft. Sehr zerbrechlich. Und damals: war es verboten, dass sich neue Orden bildeten. Es gab bereits hunderte von Ihnen. Mangel an Priestern, Ordensleuten gab es nicht. Ganz anderes wie heute! Und dann: in Scala schlossen sich ihm doch einige Priester und Brüder an. Doch nach über einem Jahr war alles wieder fast aus. Außer zwei Mitglieder haben alle anderen diese Gemeinschaft wieder verlassen. So kam es auch, dass wir Redemptoristen drei Gelübde ablegen, zugleich aber auch einen eigenen „Eid der Beharrlichkeit“. Wir sollen im Orden bleiben,…. Trotz und neben allem. Der Orden blieb klein in Italien. Novizen durfte man keine aufnehmen, nur Priester oder Brüder durften im Erwachsenenalter eintreten.
Alfons war Volksmissionar, Begleiter von Priestern. Er schrieb über 200 Bücher und wurde so zu einem der großen Schöpfer der neueren italienischen Sprache. Und das alles ohne Computer, ohne Laptop, … Ohne Google oder Wikipaedia, …Aber mit einer Bibliothek, mit Quellen, … auch aus der Hl. Schrift, den Kirchenvätern,…Das berühmteste Weihnachtslied in Italien stammt von Alfons: „Tu delle stelle“. Alfons wurde Generaloberer. Und später mit über 63 Jahren auch noch Bischof einer Diözese nördlich von Neapel. Bis er mit 91 Jahren starb. Im Kloster in Pagani. Südlich von Neapel.
Was dürfen wir mitnehmen: Seine große Bildung, seine Vielschichtigkeit, seine Offenheit und vor allem seine Barmherzigkeit, sein neuer Zugang zu allen Fragen und auch Nöten der Menschen aller Zeiten.
Als Beichtvater und geistlicher Begleiter hatte er wohl ein besonderes Charisma. Im Übrigen verbot er den eigenen Patres bei den Beichtgesprächen „nachzufragen“, wie dann bis ins 20. Jht. wieder üblich.
Alfons für uns ein großer und ehrwürdiger Heiliger. Aber: Daneben bedurfte es vieler Anderer, mit anderen Begabungen, dass aus diesem Werk etwas großen entstehen lasen konnten. Da ist auch unserer Heiliger Klemens und Pater Passerat mit beteiligt, ja besonders die Redemptoristen, die aus Wien aus Gründungen starteten.
So gedenken wir eines Heiligen, der uns auch heute noch etwas zu sagen hat. Ein Wort von Ihm persönlich:
Bemühe dich, die Zeit gut anzuwenden. Sie die kostbarste und größte Gabe, die Gott den Menschen auf Erden schenken kann.
Und ein zweites: Um heilig zu werden, genügen die gewöhnlichen Mittel, die jedem zur Verfügung stehen.
Möge es so sein.
Heiliger Alfons von Liguori – bitte für uns.
p.l.voith/1.8.2021