Der Rhododendron auf unserer Terrasse vor dem Wohnzimmer blühte heuer über und über und erfreute uns mit seiner violetten Pracht. Die Natur – das wurde vielfach bemerkt und besprochen – hatte es gut in diesem Jahr, sie war nicht im Lockdown. Ganz im Gegenteil: aufblühen, anfangen, neue Triebe entwickeln, sich raufranken, aufbrechen – das ist unbeirrbar vor sich gegangen. Heuer ist es uns noch wunderbarer vorgekommen als sonst.
Wo und wie konnte ich in diesem Jahr wachsen?
Im Außen und Innen: auf meinen „Corona-walking-Strecken“ neue Wege und Erstaunliches im Bezirk entdecken; eine – so wie viele Menschen – deutlich tiefere Sorge um meine Liebsten spüren, aber auch die tiefen Wurzeln der Liebe für sie; bei der Auseinandersetzung damit, wie sehr oder wie wenig systemrelevant meine Arbeit ist (und ich selbst?), den Kern dessen entdecken, was ich wirklich liebe zu tun; einen für alle wunderschönen Sommerurlaub zustande bringen und neue Ideen säen.
Pflanzen suchen sich Lücken im Zaun, Sprünge in der Mauer, um weiterwachsen zu können – und auch wir haben 2020 Vieles entwickeln können:
In der Marienpfarre – das sind für mich liebe Freunde und die Menschen, die sich hier heimatlich fühlen – hatte ich öfters Gelegenheit, neue Blüten in Form neuer, berührender Erfahrungen zu sammeln. Es macht mich froh, wenn sich Menschen über Pfarrcafés im Freien freuen – einfach strahlen, weil es die Gelegenheit gibt, miteinander zu reden; oder wenn die neue Initiative eines Friedensgebets so gut aufgenommen wird. Vieles entsteht aus dem intuitiven Impuls heraus, dass jetzt etwas Bestimmtes wichtig ist.
Ich glaube zutiefst, dass wir auf unsere Sehnsucht zu wachsen vertrauen können – das wünsche ich Ihnen und uns allen von Herzen!
Karin Winge