Beginn des synodalen Prozesses der Weltkirche

… Nachstehend finden Sie das Hirtenwort der österr. Bischöfe zu diesem synodalen Prozess, an dem sich auch die Ortskirchen anschließen wollen, wie auch die Pfarren und andere rel. Gemeinschaften. Nähere Informationen folgen. …

Liebe Schwestern und Brüder!

Papst Franziskus hat uns wieder überrascht: Im Jahr 2023 wird in Rom eine Bischofssynode zum Thema „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“ stattfinden. Was beim ersten Hören wie eine Veranstaltung ausschließlich für Bischöfe klingt, ist vom Heiligen Vater anders gedacht:

Er möchte, dass sich das gesamte Volk Gottes an der Synode beteiligt. Daher schickt er die ganze katholische Kirche auf einen zweijährigen Weg. Diesen beginnen wir heute, im Gebet mit allen Diözesen weltweit verbunden.

Worum es auf diesem Weg geht?

Das Wesentliche ist bereits in dem Wort „Synode“ enthalten. Es kommt aus dem Griechischen und heißt: gemeinsam gehen. Kirche-sein bedeutet nichts anderes als das gemeinsame Unterwegssein aller Getauften unter der Führung des Heiligen Geistes – eine Weg-Gemeinschaft in zweifacher Verbundenheit. Wir sind unterwegs mit Jesus, der von sich sagte: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“. Zugleich sind wir als Kirche verbunden mit allen Menschen, die Gott uns inmitten einer pluralen Gesellschaft mit auf den Weg schickt, ob gläubig oder nicht. In den nächsten beiden Jahren wollen wir intensiver auf diese Weg-Gemeinschaft achten, sie erlebbar machen und gleichzeitig über sie ernsthaft nachdenken: Sind wir tatsächlich als Gemeinschaft von Jung und Alt, von Frauen und Männern, von Klerikern und Laien im Sinne des Evangeliums gemeinsam unterwegs?

Dabei helfen uns die drei Leitworte, die dem Titel der Synode beigestellt sind: Gemeinschaft, Teilhabe, Sendung. Sie benennen drei Themenbereiche und führen zu folgenden Fragen: Wie gelingt es uns, Gemeinschaft in Unterschiedlichkeit zu leben und Menschen Beheimatung zu bieten?

Wie können wir Kirche leben, damit sich viele Menschen beteiligen können? Und: Wie können wir die Hoffnungsbotschaft Jesu Christi heute leben, dass sie als Licht für unsere Welt wahrgenommen wird?

Der Weg beginnt mit dem Zuhören

Im ersten Jahr soll auf der Ebene der Diözesen und innerhalb jedes Landes ein breiter Prozess des Zuhörens stattfinden. Papst Franziskus bringt ihn so auf den Punkt: „Mit Freimut sprechen und in Demut zuhören.“ Sprechen wir miteinander ehrlich über die Erfahrungen, die uns innerlich berühren.

Ebenso wichtig ist die Bereitschaft, einander aufrichtig zuzuhören. In den Worten des hl. Ignatius: Wir müssen bereitwilliger sein, die Aussage des Nächsten zu retten, als sie zu verurteilen. Hören wir dabei nicht nur auf jene, die mit uns als Kirche ohnehin schon unterwegs sind, sondern vor allem auf jene, die uns sympathisch und kritisch beobachtend gegenüberstehen.

Die vielen Stimmen, Wortmeldungen, Lebens- und Glaubenserfahrungen, die wir in der ersten Wegetappe hören, werden gesammelt und in der Form eines gemeinsamen Textes in die Weltkirche eingebracht.

Wir dürfen auf die Inspiration und Wegbegleitung des Heiligen Geistes vertrauen und ihn insbesondere um den „Geist der Unterscheidung“ bitten. Hier liegt ein wesentlicher Unterschied beispielsweise zur politischen Meinungsbildung: Das Ziel unseres Weges besteht darin, im Hören aufeinander die Stimme Gottes wahrzunehmen. Am Ende kommt, so hoffen wir, „nicht ein politischer Kompromiss heraus, […] sondern ein ‚Mehr-Wert‘, den der Heilige Geist schenkt“.

Einladung zum Mitgehen

Liebe Schwestern und Brüder, als katholische Bischöfe Österreichs bitten wir Sie, den soeben beschriebenen Weg, zu dem uns Papst Franziskus einlädt, mitzugehen. Seine konkrete Form wird in den einzelnen Diözesen festgelegt. Lassen wir uns weder lähmen noch hetzen, sondern machen wir uns gemeinsam auf den Weg!

Das Ziel ist eine Kirche, die innerhalb einer verunsicherten, vielfach verwundeten Zeit und Gesellschaft besser als bisher Gemeinschaft aufbauen kann, Teilhabe ermöglicht und ihre Sendung im Sinne der Frohbotschaft Jesu mit neuer Freude lebt.

Wir danken jetzt schon allen, die sich mit uns auf den Synodalen Prozess mit Gebet und konkretem Mittun einlassen, und erbitten dafür Gottes Segen.

Die Katholischen Bischöfe Österreichs

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