Orden: Ein „Auslaufmodell“ mit Zukunft

Beitrag von P. Lorenz Voith, Bischofsvikar f. d. Orden und rel. Gemeinschaften, zum „Tag des Geweihten Lebens“ am 2. Februar. Veröffentlicht auch unter www.martinus.at (Diözese Eisenstadt)

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Epochaler Wandel

In den Ordensgemeinschaften in Westeuropa und auch in Österreich erleben wir einen epochalen Wandel. Die Orden nehmen zahlenmäßig stetig ab, die Überalterung nimmt zu, Ordenswerke, wie Schulen, Pflege- und Krankeneinrichtungen werden übergeben, Klöster werden geschlossen. Einige der im 19. oder 20. Jahrhundert gegründeten Orden werden in den nächsten Jahrzehnten bei uns Geschichte sein. „Das Werk ist getan“, könnte man meinen. Die Gemeinschaften und Einzelne haben ihren „Fußabdruck“ hinterlassen, haben Land, Kirche und Gesellschaft mit ihren Werken geprägt. Dafür dürfen und müssen wir dankbar sein.

Wie geht es weiter?

Ein Modell: Kleingemeinschaften

In vielen Orden bilden sich immer mehr kleinere Gemeinschaften, von zwei, drei oder vier Mitgliedern – die auch als „Geistliche Oasen“ wirken. Das Leben in solchen Gemeinschaften hat Vor- und Nachteile, auch in ganz praktischen Fragen. Diese Form von Ordensleben wird aber zunehmen.

Internationaler – nicht Lückenbüßer

Viele Orden in Österreich werden Internationaler. D.h. Schwestern, Brüder und Patres aus anderen Ländern prägen zunehmend das Ordensleben im Land. Inkulturation bleibt ein wichtiges Anliegen; zugleich bringt die Internationalität vermehrt Weltkirche und kulturelle Vielfalt in die Ortskirche. Das Wohlwollen ist in den letzten Jahren gewachsen. Asiatische Krankenschwestern, oder indische oder afrikanische Brüder oder Pfarrer sind heute keine „Sensation“ mehr. Ein Zeichen der Zeit!

Die Kleingemeinschaften mit ihrer Internationalität sind vielleicht ein „Zukunftsmodell“ für die katholische Kirche in unserem Land. Es macht Hoffnung.

Solidarität

Ordensleute aus anderen Ländern tragen und unterstützen ihre Heimatprovinzen mit hohem finanziellem Aufwand; ohne deren Beiträge könnten viele Ausbildungsprogramme, Schulen, Waisenhäuser oder auch Krankeneinrichtungen in Ländern Asiens oder Afrikas gar nicht bestehen. Eine Solidarität in beiden Richtungen!

Lebensform

Die Lebensform der Ordenschristen ist heute mehr den je angefragt. Was heißt „Armut“, wo Karriere und Besitz einen zunehmend hohen Wert haben? Was heißt „Ehelosigkeit“ in einer Zeit, wo intime Partnerbeziehungen zum wesentlichen Ziel vieler Menschen gehören? Was heißt „Gehorsam“ gegenüber Gott und den Regeln der eigenen Gemeinschaft, wenn die persönliche Freiheit, sowie autonome Entscheidungen in allen Bereichen des Lebens, höchste Priorität haben?

Die Orden arbeiten vielerorts an einer „Neubuchstabierung“ ihrer Gelübde. Die Lebensentscheidung hat aber vor allem etwas mit „Berufung“ zu tun, wie auch mit der letzten Frage nach Gott, der diese Welt hält und trägt. Ordenschristen meinen: „Für diesen Gott lohnt es sich – in Gemeinschaft – das geschenkte Leben zu wagen“. Die Lebensform insgesamt bleibt aber ein „Minderheitenprogramm“.

Orden, Klöster und religiöse Gemeinschaften gehören wesentlich zur Kirche und wohl zu unserem Land. Sie werden zahlenmäßig weiter abnehmen, bleiben aber sichtbare Zeichen für die Nachfolge Christi, als „geistliche Oasen“ wichtig.

Diese Orte gehören gefördert und in ihrem Wirken (außerhalb von Pastoralplänen) auch von den Diözesen – wie der Zivilgesellschaft – unterstützt. Bild: Ordensleute/D. Linz

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