… Der Herr reiht sich ein – unter uns Menschen, …
Impuls von P Lorenz Voith (Redemptoristen-Marienpfarre) zum Fest TAUFE DES HERRN.
Gerade haben wir aus dem Lukas-Evangelium den Bericht vom Jordan – von der Taufe von Jesus gehört: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden“. Vor über zwei Wochen haben wir das Fest der Menschwerdung Gottes – zu Weihnachten gefeiert. Wenn wir uns einlassen und tiefer nach dem Sinn dieses Festes fragen:
Geschah da nicht etwas zutiefst geheimnisvolles und großes: Gott, der Allmächtige, der Schöpfer, dessen Namen die Juden nie auszusprechen wagten, dieser Gott wird Mensch und erfüllt damit die alte Verheißung des Volkes Israel: Er wird Mensch in Jesus von Nazareth. Aus diesem Kind wird ein Jugendlicher und Mann. Und dieser Erwachsene macht sich wie viele andere auf dem Weg zu Johannes an den Jordan. Und er lässt sich taufen.
Warum aber bestand Jesus darauf, sich von Johannes taufen zu lassen,am Begin seines öffentlichen Auftretens? Er, der in allem uns gleich, aber ohne Sünde war?
Die Antwort, liegt in einer Linie mit dem Geheimnis der Menschwerdung Gottes zu Weihnachten. Wir könnten antworten: Weil Christus sich einreihen wollte.
Weil er mit den Sündern,
den vielen Suchenden,
auch Gescheiterten,
den Klagenden,
auch ob der wirtschaftlichen und politischen Not,
in einer Reihe stehen wollte.
Er wollte ihr Schicksalsgefährte sein.
Ihren Lebensmut,
ihren Neubeginn,
ihre Umkehr
und ihre Hoffnung stärken.
Und dieses Eintreten,
diese Solidarität von Jesus setzt sich weiter fort:
– im Gastmahl mit den Sündern
- im feinen Gespür für die Kleinen und die am Rand der Gesellschaft stehenden.
- – und letztlich auch im Gespür für die nach Heil und Heilung Suchenden.
- Solidarität vielleicht auch mit der kleiner werdenden Herde- hier in Wien.
- Abgeschlossen wird diese Solidarität wohl auch im Leiden Christ und am schmachvollen Tod als Staatsfeind, an der Seite von zwei anderen Verurteilten.
Was heißt das für uns – heute im Jahr 2022? Vielleicht heißt das für uns heute:
Es steht einer an unserer und meiner Seite – Auch wenn wir schuldig geworden sind, wenn wir im Suchen nicht so leicht ein Ziel finden, wenn wir am Lebensmut hadern, an dieser Pandemie verzweifeln, die uns alle betrifft, … wenn viele Schicksalsschläge – auch in den Familien- uns belasten, bewusst oder unbewusst. Auch in dieser Corona-Zeit.
D.h.: dieser Jesus von Nazareth steht uns zu Seite – wie er verheißen hat- in seinem Heiligen Geist.
Das ist keine gewagte und frömmlerische Theologie. Das ist auch nicht ein gewisser Zweckoptimismus: „irgendetwas wird schon wahr sein“, … Nein: dies ist ein tiefer Kern des christlichen Glaubens, den viele Menschen seit zwei Jahrtausenden erfahren, erlebt und bezeugt haben.
Die stimme am Jordan spricht zu Jesus: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden!“
Heute spricht Gott – in seinem Heiligen Geist zu: „Du bist mein geliebtes Kind, Du gehörst mir!“
Was macht eigentlich das Getauft-sein mit uns? Darin liegt kein Triumphgeräusch.
Kardinal Dunielou meinte in einem seiner Bücher – und aufgrund seiner vielen Erfahrungen: „Jeder getaufte Christ ist und bleibt immer auch teilweise Heide“. Bemerkenswert. Zum überlegen.
Zuerst: Die Taufe ist ein unauslösliches Zeichen und Teilhabe an Christus, dass sagt uns die Glaubenslehre. Aber wir bleiben immer nicht eingetaucht in aller Weisheit, im Wissen und im Glauben. Wir bleiben immer nur ansatzweise eingetaucht in das Geheimnis Gottes.
Es bleibt die „Unruhe des menschlichen Herzens“, wie der hl. Augustinus sagt. Auch die größten und wichtigsten Theologen und Mystiker haben nur Teile erkannt, gelebt. „Gott ist größer als unser Herz“ -sagt ein Kirchenheiliger der ersten Jahrhunderte.
Und trotzdem:
Danken wir gerade heute, dass auch wir getauft wurden. Dass wir daraus wachsen durften. Schauen wir heute auf Menschen, die uns in diesem Getauft-sein begleitet haben. Waren es die Familie, waren es Lehrer, waren es Seelsorger, waren es gute Verwandte, Freunde, …? Großeltern sind oft sehr wichtige „Glaubensbringer“, … bedenken wir auch dies, …! Oft waren es auch pers. Erlebnisse im Suchen nach Gott, …
Danken wir für dieses Geschenk, dass wir hineingenommen sind in eine Verheißung.